Geplante Entführung in Michigan:Gefährliches Eskalationspotential

Wolverine Watchmen nennt sich die Miliz, die im Frühjahr das Parlament Michigans erstürmte und nun die Gouverneurin entführen wollte. (Foto: Seth Herald/Reuters)

Die USA sind zu einem Land geworden, in dem Menschen ihre Probleme mit Gewalt lösen wollen. Daran trägt nicht ausschließlich Trump die Schuld, doch er befeuert das Problem.

Kommentar von Hubert Wetzel

Man kann spekulieren, ob ein Haufen bärtiger Kerle, die sich "Wolverine Watchmen" nannten, tatsächlich fähig gewesen wären, die Gouverneurin eines US-Bundesstaates zu entführen. In den Augen der Justiz jedenfalls war die Truppe so gefährlich und das Beweismaterial so belastend, dass es für Festnahmen und Anklagen reichte.

Doch damit ist wenig gelöst. Das Problem reicht tiefer. Erstens: Es gibt in den USA eine nennenswerte Zahl an Menschen, die zum einen schwer bewaffnet und zum anderen der Meinung sind, die Mitbürger auf der anderen Seite der politischen Kluft seien Feinde und die gesellschaftlichen Konflikte ließen sich nur noch mit Gewalt lösen. Das Eskalationspotenzial ist groß.

Zweitens: Der derzeitige Präsident der USA schürt dieses aggressiv-paranoide Weltbild. Donald Trump hat die rechten Milizen in Michigan, zu denen auch die "Wolverine Watchmen" zählten, im Frühjahr angefeuert, als diese das Parlament besetzten, um gegen die Einschränkung des öffentlichen Lebens wegen der Corona-Pandemie zu protestieren. "Befreit Michigan!", twitterte er ihnen zu, als sei die gewählte demokratische Gouverneurin Gretchen Whitmer die Statthalterin einer Besatzungsmacht. Es ist typisch Trump, dass er sich jetzt über mangelnde Dankbarkeit beklagt, immerhin habe doch seine Bundespolizei FBI die Anschlagspläne vereitelt. Aber das ändert nichts daran, dass der Präsident sich gemein gemacht hat mit Leuten, die man durchaus als einheimische Terroristen bezeichnen könnte.

© SZ vom 10.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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